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Zystitis bei Hund & Katze

Der Beitrag zeigt relevante Unterschiede bei Harnwegsinfekten zwischen Hund und Katze auf und nimmt die Guidelines der International Society of Companion Animal Infectious Disease (ISCAID) in den Fokus.

Harnwegsinfektionen beim Hund

Mehr als jeder sechste Hund hat mindestens einmal im Leben eine Infektion der unteren Harnwege, am häufigsten betroffen sind Hunde im Alter von sieben Jahren. In drei Vierteln der Fälle ist E. Coli die Ursache, in der Regel als aszendierende Infektion. Zwar stehen normalerweise lokale Mechanismen zur Erregerabwehr zur Verfügung, die etwa durch die Beschaffenheit des Harns, die anatomischen Bedingungen (Urethraform) oder durch das Spülen der Harnblase durch den Urin (und damit das Ausschwemmen von Erregern) beeinflusst werden. Verschiedene Faktoren können jedoch verändert sein, sodass die Wirtsabwehr nicht mehr erfolgreich ist. Nicht immer zeigen Hunde mit einem bakteriellen Harnwegsinfekt die typischen Beschwerden wie Pollakisurie, Strangurie, Harninkontinenz oder weisen Blut im Urin auf – im Gegenteil: Rund 80 Prozent von ihnen sind asymptomatisch.

Welche Faktoren können Harnwegsinfektionen beim Hund begünstigen?

Sowohl systemische als auch lokale Risikofaktoren können prädisponierend für Harnwegsinfekte sein. Neben dem weiblichen Geschlecht und chronischen Nierenerkrankungen gelten innere Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Morbus Cushing sowie eine Überfunktion der Nebenschilddrüse als belegte Risiken. Darüber hinaus können auch Tumorerkrankungen, die sich außerhalb des Harntrakts abspielen und Virusinfektionen, wie Parvovirose, die Gefahr für Infekte der unteren Harnwege erhöhen. Diskutiert wird auch, ob ein höheres Lebensalter, Adipositas oder Immunsuppressiva prädisponierend sind, bislang gibt es jedoch keine eindeutigen Belege für diesen Zusammenhang.

Als lokale Risikofaktoren gelten unter anderem:

  • Fehlbildungen an Vulva und Ureteren
  • Urolithiasis
  • Tumore des Übergangsepithels
  • Inkontinenz
  • Faktoren, die einen Urinstau begünstigen (z. B. Lähmungen, Prostataerkrankungen, venerale Tumoren, neuromuskuläre Harnblasenfunktionsstörungen)

Zudem können Katheterisierungen, Dauerkatheter oder eine perineale Urethrostomie die Gefahr bergen, dass Keime in die Blase und unteren Harnwege einwandern.

Harnwegsinfektionen beim Hund – wie ist das diagnostische Vorgehen?

Folgende Diagnoseschritte gelten bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion:

  • Urinentnahme: Der Urin sollte möglichst steril entnommen werden, ideal eignet sich hierfür eine Zystozentese (bei aufgefangenem Urin ist das Risiko einer Kontamination mit Keimen aus der Umgebung hoch).
  • Ansetzen einer Erregerkultur: Diese sollte möglichst zeitnah, d. h. binnen 15 Minuten nach der Entnahme erfolgen. Es ist auch möglich, die Probe gekühlt über 24 Stunden aufzubewahren, es besteht jedoch ein gewisses Risiko für falsch negative Ergebnisse. Ein entsprechendes Keimwachstum ist bei 37 °C nach 18 bis 24 Stunden zu erwarten. Ein Ergebnis der Kultur mit 103 KbE (keimbildenden Einheiten)/ml oder mehr, ist beweisend für eine Bakteriurie.
  • Antibiogramm veranlassen: Als Ergebnis des Antibiogramms lassen sich die Erregereigenschaften in sensibel, resistent und intermediär gegenüber antibiotischen Wirkstoffen einteilen. Die konkreten Kriterien für die Grenzwerte dieser einzelnen Bewertungen stellt das Clinical and Laboratory Standards Institute (CLSI) in regelmäßig aktualisierten Fassungen zum Download zur Verfügung.

Hinweis:

Wurden Bakterien im Urin nachgewiesen, aber sind auch nach 24 Stunden noch keine Bakterienkulturen gewachsen, sollte die Kultur über weitere fünf Tage inkubiert bleiben. Auf diese Weise lassen sich auch sehr langsam wachsende Keime (z. B. Corynebakterien) nachweisen.

Weitere Verfahren zur Urinuntersuchung:

  • Urinspezifisches Gewicht (USG): < 1025 spricht eher für eine Infektion mit E. Coli, bei Kokkeninfektionen ist der Wert in der Regel höher.
  • Urinsticks: Gelten als unbrauchbar (Leukozytenfeld falsch negativ beim Hund, falsch positiv bei Katzen, Nitritfeld nicht eindeutig interpretierbar, pH-Wert häufig sauer aufgrund der Entzündung)
  • Urin-Sediment: Wenige Leukozyten z. B. bei Diabetikern, bei Gabe von Immunsuppressiva oder bei Pseudomonas-Infektionen (Grenzwert 2 bis 4 Leukozyten pro Hauptgesichtsfeld), bei E. Coli-Infektionen oft fehlende Hämaturie, bei Kokken-Infektionen häufig fehlende Pyurie

Bei Infektionen, die sich auf den unteren Harntrakt beschränken, sind normalerweise keine Blutwerte verändert.

Verdacht auf Pyelonephritis

Der Verdacht ergibt sich aus der Kombination von klinischen Beschwerden wie Fieber, Schmerzhaftigkeit im Nierenlager und positiver Erregerkultur, Leukozytose, Azotämie oder eventuell vorliegender Zylinder im Sediment. Es ist zudem wichtig, dem Labor vor der Anfertigung des Antibiogramms mitzuteilen, dass der Verdacht auf eine Pyelonephritis besteht. Unter Umständen lassen sich sonografisch die Erweiterung des Nierenbeckens, die Abstumpfung der Papillen (Pyelektasie) und eine Erweiterung des proximalen Ureters darstellen.

Verdacht auf bakterielle Prostatitis

Bei intakten Rüden kommt differenzialdiagnostisch auch eine Prostatitis infrage. Bei Verdacht ist neben einer Blutuntersuchung auch eine sonografische Abklärung (z. B. zum Nachweis von Abszessen) nötig. Ideal ist es, eine Erregerkultur auf der Basis eines Aspirats oder Bioptats aus der Prostata anzufertigen, alternativ ist eine Kultur durch Zystozentese gewonnenen Urins möglich. Um die Blut-Prostataschranke zu überwinden, eignen sich Fluorchinolone gut zur Therapie (nach entsprechendem Antibiogramm). Sonderfall Brucella canis: Weitere diagnostische Schritte nur bei begründetem Verdacht auf die Infektion (z. B. Herkunft des Tieres aus gefährdetem Gebiet, Diskospondylitis, Osteomyelitis, Uveitis). Serologie positiv: Therapie und Kastration, Kontrolltiter nach sechs Wochen, falls weiterhin positiv: Isolation des Tieres, unter Umständen auch Euthanasie (nach Behördenanordnung).

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren kommen vor allem bei wiederkehrenden Harnwegsinfekten in Betracht.

Im Röntgen beurteilbar:

  • Hochgradige Nierenveränderungen
  • Harnblasenposition (tiefer Sitz bei Hündinnen im Zusammenhang mit Inkontinenz)
  • Steine: Ab einer Größe von 3 bis 4 mm meist gut sichtbar, weniger strahlendicht sind Urate und Cystinsteine. Bei starkem Verdacht bietet sich eine Positiv-Kontrast-Darstellung an.

Mittels Kontrasturografie beurteilbar:

  • Urethra: Läsionen im Lumen oder der Muskulatur, Fisteln (Positiv-kontrast mittels Katheter)
  • Harnblasenposition
  • Füllungsdefekte im Lumen
  • Polypen und Neoplasien
  • Perinealhernien
  • Ggf. Urachusdivertikel

Die Dicke der Harnblasenwand lässt sich aus der Kombination von wenig Positivkontrast- mit Negativkontrastdarstellung (Luftdilatation) feststellen. Um das Risiko von Luftembolien zu vermeiden, ist es empfehlenswert, Co2 oder NO2 zu verwenden.

Ausscheidungsurografie:

Es erfolgt die Gabe von iodhaltigem Kontrastmittel (i. v.) und anschließend seriellen Röntgenaufnahmen (nach 1 Minute, 5 Minuten, 20 Minuten und nach 40 Minuten). Bei entsprechender Erfahrung ist auch eine perkutane Pyelografie möglich. Diese hat den Vorteil eine Aussage unabhängig von der glomerulären Filtrationsrate (GFR) zu erhalten.

In der Ausscheidungsurografie darstellbar sind:

  • Füllungsdefekte
  • kleine Steine
  • erweitertes Nierenbecken (z. B. bei akuter Pyelonephritis)
  • ektope Ureteren

Sonografie:

  • Niere: Echoärmer als Milz und Leber, Mark ist weniger echoreich als Rinde, der Übergang ist normalerweise scharf abgegrenzt. Nierengröße bei der Katze: 3,0 bis 4,3 cm, beim Hund variabel. Chronische Nierenerkrankung (CNI) ist meist diffus hyperechogen (unauffällige Darstellung jedoch kein Kriterium für Ausschluss einer CNI).
  • Harnblase und Ureteren: Darstellbar ist die Ureterenmündung ins Trigonum der Blase und der dort einfließende Urin (Dopplerschall). Ein Stau in den Harnleitern spricht für eine distale Obstruktion oder für einen ektopen Ureter. Misst die Harnblasenwand bei moderater Füllung mehr als 3 cm Dicke, kann dies ein Hinweis auf eine Entzündung oder Neoplasie sein (Polypen: gestielt, Übergangsepithelkarzinome: breite Basis). Bei röntgendichten Steinen sind Schallschatten zu erwarten.
  • Urethra: Veränderungen wie Läsionen oder Strikturen sind nur im proximalen Bereich darstellbar.
  • Prostata: (i. d. R. nur beim intakten Rüden zu sehen) normalerweise symmetrisch, glatt, von homogener Echogenität.
  • Endoskopie der Harnblase: Zur Darstellung von Strikturen, Proliferationen und Neubildungen, ektopen Ureteren oder auch Urachusdivertikeln.

Management der bakteriellen Harnwegsinfektion

Die ISCAID teilt die Harnwegsinfektionen in verschiedene Klassen ein, an denen sich jeweils die Behandlung orientiert.

ISCAID-Klassen für Harnwegsinfektionen:

  • Sporadische bakterielle Zystitis
  • Wiederkehrende bakterielle Zystitis
  • Bakterielle Pyelonephritis
  • Bakterielle Prostatitis
  • Subklinische Bakteriurie
  • Katheter-assoziierte Harnwegsinfektionen
  • Harnwegsinfektionen im Zuge urologischer Eingriffe
  • Infektionsassoziierte Urolithen
  • Sonderformen der bakteriellen Zystitis: polypoid, enkrustierend, emphysematös

Sporadische bakterielle Zystitis

Diese ist definiert als Blasenentzündung bei einer nicht-trächtigen Hündin oder einem kastrierten Rüden, die maximal dreimal im Jahr (mit je einem Abstand von mehr als drei Monaten) aufgetreten ist. Die Therapie besteht zunächst aus der Gabe nichtsteroidaler Antiphlogistika, bis das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung vorliegt. Zeigt sich nach drei bis vier Tagen keine Besserung der Symptome, kann ein Antibiotikum eingesetzt werden. Als Mittel der ersten Wahl gilt Amoxicillin (ohne Clavulansäure), gegebenenfalls auch ein Trimethoprim-Sulfonamid-Kombi-Präparat. Die Behandlung sollte sich möglichst über drei Tage (max. fünf Tage) erstrecken. Spülungen der Harnblase mit desinfizierenden, antibakteriellen Lösungen sollten unterbleiben, da es keine Evidenz für ihre Wirksamkeit gibt. Bestehen die Beschwerden nach zwei Tagen weiter, sollten andere Begleiterkrankungen abgeklärt werden. Bessern sich die Symptome, obwohl das Antibiogramm eine Resistenz des Erregers ergeben hat, sollte das Antibiotikum trotzdem weiter verabreicht werden. Eine Erfolgskontrolle (Harnstatus, bakteriologische Untersuchung) ist nicht erforderlich.

Management bei wiederkehrender bakterieller Zystitis

Diese liegt vor, wenn mehr als dreimal in den vergangenen zwölf Monaten, bzw. zwei oder mehr Zystitiden in den vergangenen sechs Monaten auftraten. Wichtig ist hier die sorgfältige Fahndung nach den Ursachen und die Klärung, ob es sich tatsächlich um ein Rezidiv oder eine persistierende Infektion handelt.

Die Leitlinie empfiehlt folgende Reihenfolge zur Therapie:

  • Zunächst Gabe von NSAIDs
  • Antibiose (wie bei sporadischer Zystitis, bei tieferer Infektion auch Fluorchinolone)
  • Behandlungsdauer: 3 bis 5 Tage (ggf. 7 bis 14 Tage)
  • Erfolgskontrolle: 5 bis 7 Tage nach Ende der Antibiose, bakteriologische Urinuntersuchung

Nicht-antibiotische Alternativen, wie Cranberry-Extrakt, D-Mannose, Harnblasenspülungen, Vakzinen oder Ähnliches, gelten nach aktueller Leitlinienempfehlung als nicht empfehlenswert.

Management der bakteriellen Pyelonephritis

Die Guideline empfiehlt folgendes Vorgehen:

  • Sofortige Antibiose (auch bei Verdacht)
  • Mittel der ersten Wahl: Fluorchinolone oder Cefotaxim
  • Doppelantibiose um auch grampositive Erreger zu erreichen
  • Therapiedauer: 10 bis 14 Tage (Symptomlinderung nach 3 Tagen)
  • Erfolgskontrolle: 1 bis 2 Wochen nach Therapieende. Harnstatus, bakteriologische Urinuntersuchung, Erhebung des Kreatininwerts

Management bei bakterieller Prostatitis

Um die Blut-Prostataschranke zu überwinden, gelten als Antibiotika der ersten Wahl Fluorchinolone oder Trimethoprim-Sulfonamid. Falls Abszesse vorhanden sind, sollten diese drainiert werden.

  • Therapiedauer: 4 bis 6 Wochen (bleibt Besserung aus, Wechsel des Antibiotikums, ggf. BRAF-Mutationsanalyse)
  • Kastration ratsam
  • Erfolgskontrolle: Sonografie nach 8 bis 12 Wochen

Management der subklinischen Bakteriurie

Hier ist grundsätzlich keine Behandlung erforderlich, außer es besteht der Verdacht auf eine Pyelonephritis, Septikämie oder auf Struvitsteine (Abklärung durch bakteriologische Urinuntersuchung). Hunde mit Diabetes mellitus oder Lähmungen können eine geringer ausgeprägte Symptomatik haben, daher kann dann eine bakteriologische Untersuchung gerechtfertigt sein.

Management von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen

Die Dauer der Katheterisierung ist entscheidend für die Entstehung einer Infektion. Der Katheter sollte nicht routinemäßig erneuert werden, sondern nur, wenn sich die Harnqualität augenscheinlich ändert oder Fieber auftritt. Auch eine routinemäßige Erhebung von Harnstatus oder BU ist nicht erforderlich, da in der Regel eine subklinische Bakteriurie vorliegt. Bei vorhandenen Symptomen gilt das Vorgehen wie bei der sporadischen bakteriellen Harnwegsinfektion.

Management bei Harnwegsinfektion und Zystoskopie

Vor dem Eingriff ist es wichtig, eine subklinische Bakteriurie oder sporadische bakterielle Harnwegsinfektion abzuklären. Eine prophylaktische Antibiose ist nicht erforderlich. Bei einer symptomatischen Bakteriurie sollte während der Intervention die Gabe eines Cephalosporins der 1. Generation erfolgen.

Management bei Harnsteinen

Die Leitlinie empfiehlt hier stets eine bakteriologische Urinuntersuchung. Abhängig vom Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung und der Steinanalyse ist eine harnansäuernde Erhaltungsdiät erforderlich. Besteht eine Urolithiasis mit Symptomatik, wird wie bei einer sporadischen Zystitis behandelt, jedoch über einen verlängerten Zeitraum von sieben Tagen. Eine subklinische Urolithiasis bedarf hingegen nur einer Therapie, wenn Ureasebildner nachgewiesen wurden.

Sonderformen

Neben den genannten Formen von Harnwegsinfektionen sind noch Sonderformen zu nennen, wie die

  • emphysematöse Zystitis,
  • enkrustierende Zystitis,
  • und die polyoide Zystitis.

Harnwegsinfektionen bei der Katze

Während es sich bei den meisten Katzen mit Harnwegsinfektionen unter 10 Jahren um eine idiopathische Zystitis handelt, weist etwa jede zweite Katze über zehn Jahre mit Symptomen eine Infektion der Harnwege auf.

Als Risikofaktoren gelten bei Katzen:

  • Chronische Niereninsuffizienz
  • Diabetes mellitus
  • Hyperthyreose
  • Immunsupprimierende Medikamente (nicht belegt)

Das Keimspektrum ähnelt bei Katzen dem der Harnwegsinfektionen beim Hund. Zusätzlich kommen bei Katzen allerdings auch koagulase-positive Streptokokken spp. in Betracht. Weist die Kultur ein Wachstum von ≥ 103KbE/ml auf, gilt dies im Gegensatz zum Hund – unabhängig von der Art der Uringewinnung – als signifikant für eine Infektion. Auch für Katzen liegt keine Evidenz zu alternativen Therapiemaßnahmen vor. Im Gegensatz zum Hund sollten nichtsteroidale Antiphlogistika bei Katzen nicht routinemäßig zum Einsatz kommen, stattdessen jedoch Opioide. Zur Antibiose kommt Enrofloxacin aufgrund des Risikos von Retinopathien nicht infrage, eine Alternative stellt Pradofloxacin dar. Cephalosporine der 3. Generation liegen mit ihrer Wirkdauer von 21 Tagen deutlich über den empfohlenen Behandlungszeiträumen von Harnwegsinfektionen, was ihre Indikation infrage stellt.

Hauptursachen für bakterielle Harnwegsinfektionen bei der Katze: Feline idiopathische Cystitis (FIC)

Bei der FIC der Katze handelt es sich um eine Stresserkrankung aufgrund neuroendokriner Ursachen. Katzen, die nicht ausreichend trinken und Urin absetzen, etwa aufgrund einer eingeschränkten Mobilität und verschmutzter Katzentoilette, sind gefährdet, eine FIC-Episode zu entwickeln.

Als Risikofaktoren gelten:

  • Männliches Geschlecht
  • Mittleres Alter
  • Übergewicht
  • Haltungsbedingungen und Stress
  • Typische Symptome der FIC bei Katzen sind:
  • Erhöhte Harnabsatzfrequenz
  • Inadäquates Urinieren
  • Strangurie
  • Hämaturie

In den meisten Fällen treten die Symptome akut auf und sind selbst limitiert auf einen Zeitraum von acht bis zehn Tagen. Bei einer ersten FIC-Episode reicht es aus, eine Urolithiasis auszuschließen. Bei wiederkehrender Symptomatik sollten andere Erkrankungen (z. B. Neoplasien) abgeklärt werden. Wichtig für die Diagnostik ist zudem die Anamnese, in der Stressereignisse in frühen Lebensphasen und Komorbiditäten abgefragt werden sollten. Darüber hinaus gilt es, Probleme rund um die Toilettenhygiene abzuklären (Sauberkeit, falsche Streu usw.). Uriniert eine Katze etwa immer wieder an den gleichen (unpassenden) Ort, kann dies ein entscheidender Hinweis sein.

Labordiagnostik

Ein spezifisches Gewicht bei < 1025 spricht für eine Erkrankung, die die Konzentrationsfähigkeit der Nieren herabsetzt, bei > 1060 für ein entzündliches Geschehen. Typisch ist eine hämorrhagische Entzündung mit vielen Erythrozyten und wenig Leukozyten im Sediment. Der Nachweis von Kristallen ist bei einer nicht-obstruktiven FIC nicht relevant.

Therapie der akuten FIC

Zur Analgesie können Buprenorphin (oral) oder Butorphanol (oral) eingesetzt werden, unter Umständen auch ein Fentanyl-Pflaster. Sehr ängstliche Katzen können im Akutfall auch von einer Sedation mit Azepromazin und dessen zusätzlichem spasmolytischen Effekt profitieren. Besonders wichtig sind außerdem alle Maßnahmen, die Stress und Angst vermeiden. Daher empfiehlt es sich, für eine ruhige, angenehme Umgebung zu sorgen.

Nicht-pharmakologische Therapie der chronischen FIC

In erster Linie gilt es, die Haltungsbedingungen der Katze zu modifizieren (MEMO, Multimodal Environmental Modification). Dazu zählen:

  • Ausreichende Anzahl Katzentoilette (Motto 1+1, z. B. bei drei Tieren vier Toiletten)
  • Sichere Plätze schaffen
  • Für Abwechslung sorgen (z. B. Trinkbrunnen)
  • Spielzeug
  • Geruchsneutrale Einstreu
  • Maßnahmen, um Konflikte unter mehreren Tieren zu vermeiden
  • Füttern von Urinary-Diäten (Umstellung in angemessenem Tempo)
  • Falls erforderlich: Gewichtsreduktion

Zur Stressreduktion können Nahrungszusätze (mit Alpha-Casozepin, L-Tryptophan), Pheromone oder beruhigende Düfte eingesetzt werden, sofern die Mittel oder ihre Anwendung selbst keinen Stress hervorrufen.

Pharmakotherapie der FIC

Greifen die nicht-pharmakologischen Maßnahmen nicht, kann eine Gabe von Medikamenten angezeigt sein. Zum Einsatz kommen dabei Antidepressiva wie Amitriptylin, Clomipramin und Fluoxetine. Weder für Präparate mit Glucosaminoglykane, Chondroitinsulfat und Ähnliches, noch für den Einsatz von Glukokortikoiden konnten positive Effekte gezeigt werden.

Fazit

Eine Therapie von Harnwegsinfektionen bei Hund und Katze ist nur bei symptomatischer Bakteriurie angezeigt, symptomlose Bakteriurien bedürfen normalerweise keiner Behandlung. Grundsätzlich sollten eine bakteriologische Urinkultur angelegt sowie ein Resistenztest durchgeführt werden. Bis auf wenige Ausnahmen beträgt die Behandlungszeit bei Harnwegsinfektionen weniger als eine Woche. Nicht-antibiotische Alternativen weisen bislang keine Evidenz auf. Bei Katzen, die jünger als zehn Jahre sind, gilt die FIC als häufigste Ursache von Harnwegssymptomen. Akute FIC-Episoden sind normalerweise selbst-limitierend. Aktuell gelten MEMO-Maßnahmen und die Fütterung von Urinary-Diäten als zielführend.

Quellen:

Zitzl, J.: Update Zystitis bei Hund und Katze. Justus-Liebig-Universität Gießen, 2021

Aktuelle Guideline der International Society for Companion Animal Infectious Diseases (ISCAID): Guidelines | ISCAID (Abruf: September 2021)

Harrer, J., Dorsch, R.: Bakterielle Harnwegsinfektionen und subklinische Bakteriurie des Hundes: eine aktuelle Übersicht. Tierarztliche Praxis. Ausgabe K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(04): 270-284 DOI: 10.1055/a-1220-1950

Teichmann-Knorrn, S., Dorsch, R.: Signifikante Bakteriurie bei der Katze: bakterielle Harnwegsinfektion und subklinische Bakteriurie. Ludwig-Maximilian-Universität München, Tierärztliche Praxis Ausgabe Kleintiere Heimtiere, Vol. 46, Nr. 4: S. 247-257 DOI: 10.15654/TPK-180521

Forrester, S.D., Towell, T.: Feline idiopathic Cystitis. Vet Clin North Am Small Anim Pract. 2015 Jul;45(4):783-806. doi: 10.1016/j.cvsm.2015.02.007.